Samstag, 18. April 2009

Angekommen

Samstag früh dann endlich der Aufbruch nach Nab.lus. Eine Stunde dauert es von Jer.usal.em aus, vorbei an Hängen mit Olivenbäumen, gelbem Ginster (oder so etwas ähnliches), rotem Mohn und unendlich vielen Steinen.
Vorbei geht es an der Stadtgrenze an einen der obligatorischen Checkpoint, was jedoch für uns kein Problem war.

Sonntag dann der erste Arbeitstag - Wochenende ist hier Freitag und Samstag. Drei Tage hatten wir - meine Vorgängerin und ich - Zeit für die Einweisung, Mittwoch ist sie heimgefahren.
So, also - was tun wir hier:
MSF-Frankreich betreut hier ein Projekt das eher "klinisch" orientiert ist. Das heißt wir bieten Psychotherapie in Form einer Kurztherapie (5 - 10 Sitzungen) an. Zielgruppe sind Palästinenser die psychische Symptome, d.h. zum Beispiel Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Überempfindlichkeit, vermehrtes aggressives Verhalten und bei Kindern auch Bett.nässen haben, die im Zusammenhang mit einer (politisch bedingten) Gewalterfahrung stehen.
Wir sind hier drei "Psy"s: ein französischer Psychologe, eine palästinensische Psychologin und ich. Unterstützt werden wir durch jeweils einen Übersetzer (eine Frau für mich und ein Mann für den Kollegen), eine Sozialarbeiterin, einen Arzt, einen Logistiker mehrere Fahrer und natürlich die Koordinatorin.
Wer Hilfe von msf haben möchte ruft hier an (oder fragt einen der einheimischen Mitarbeiter). Wir vereinbaren dann einen Termin und versuchen in ein bis zwei Gesprächen herauszufinden ob wir ihm / ihr helfen können oder ob es eine andere Organisation / Möglichkeit (es gibt hier ein relativ großes psychosoziales Netzwerk) gibt ihnen zu helfen.
Klingt eigentlich alles ganz normal, so wie man es von Deutschland auch kennt. Was ungewöhnlich ist, ist daß wir überwiegend Hausbesuche machen. Das ist recht spannend, da man ja in Deutschland die Wohnverhältnisse seiner Patienten in den seltensten Fällen kennenlernt. Allerdings ist es auch etwas schwierig unter vier Augen zu sprechen, da meistens erst mal der Rest der Familie und ev auch Nachbarn ankommen die den Gast begutachten wollen. Die Gespräche finden im "Vorzeigezimmer" statt und es wäre ausgeprochen unhöflich und unverständlich für ebendiese Familienmitglieder, sie aus ihrem eigenen Wohnzimmer zu werfen. Andere Räume stehen aber nicht immer zur Verfügung. Da heißt es dann kreativ sein.

Schwierig ist es auch weil die Wohnverhältnisse für uns in unseren verwöhnten Umfeld eher ungewohnt sind: vor allem in den Flüchltingscamps (vier gibt es davon hier) sind die Straßen so schmal das man grad soeben die Arme ausstrecken kann, und die Häuser würde hier kaum jemand bewohnen. Strom und fließendes Wasser sind hier keine Selbstverständlichkeit, ebenso Heizung. (und im Winter liegt hier durchaus auch mal Schnee!)
Einige Regionen allerdings gibt es, die wir aus Sicherheitgründen nicht betreten.
Wir drei "Expats" hingegen wohnen dagegen recht luxuriös: Strom (meistens), fließend warmes und kaltes Wasser, eine sprechende Waschmaschine, und Wireless Lan (wenn es funktioniert), eine gut ausgestattete Küche. Zehn Fußminuten von hier gibt es auch eine "Shopping-Mall" mit einem Supermarkt indem man die wesentlichen Dinge (sogar Schokolade) kaufen kann. Das allerdings zu Preisen die sich viele wohl nicht leisten können (etwa die Hälfte der deutschen Preise, wobei das durchschnittliche Jahreseikommen hier bei (je nach Quelle) 680 - 1000US$ liegt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen