Montag, 25. August 2008

Bootstour


Am Freitag bin ich von meiner inzwischen zweiten Bootstour durch die Dörfer zurückgekommen.
Unterwegs an den Flußufern lauter Bäume die in der Höhe von drei bis fünf Meter abgebrochen sind.
In einigen Regionen sieht man wenig Veränderungen,
viele von den Dörfer jedoch, die ich gesehen habe, sind durch den Zyklon teilweise oder völlig zerstört worden. Ein Teil der Häuser wurde vorläufig mit den blauen Plastikplanen, die von verschiedenen Hilfsorganisationen ausgegeben wurden, repariert, wodurch man die Dörfer jetzt schon vom weiten wegen ihrer blauen Farbe erkennt.
Einige Orte wurden und werden auch durch private Spender aus den nicht betroffenen Regionen wieder aufgebaut.
Für die ehemaligen Bewohner der Camps in und um Labutta die nicht in ihre Dörfer zurückkehren wollten hat die Regierung mehrere neue Dörfer aufgebaut in die die Menschen jetzt nach und nach umziehen.
Vielerorts sieht man Bauern mit Motoreggen die Felder pflügen. Normalerweise benutzen sie Wasserbüffel hierzu, die meisten sind jedoch bei Nargis umgekommen und Wasserbüffel an das Joch und einen neuen Herrn zu gewöhnen kostet sehr viel Zeit.

Wenn wir in einem Dorf ankamen gingen wir mit dem zuständigen Counsellor (also dem einheimischen „Berater“) auf „Promotiontour“, das heißt wir baten den Chef des Dorfes um einen Platz und warteten dort bis einige Leute (meistens 10 – 20) zusammengekommen waren. Dann erklärte der Counselor wer wir seien und warum wir gekommen wären. Er (oder sie) erläuterte dann die Symptome die nach einem traumatischen Ereignis häufig auftreten wie Schlaflosigkeit, Angstzustände, Alpträume, Grübeln, aggressives Verhalten und andere.
Die Trauer in den Augen der Menschen ist unübersehbar und viele der Dorfbewohner begannen dann von ihre Geschichte zu erzählen: Frauen die ihre Kinder verloren haben, Eheleute deren Partner verstorben ist, einige deren meisten Familienmitglieder umgekommen sind und die nun niemanden mehr hatten mit dem sie sprechen konnten.
Es gab in den Gruppen niemanden der nicht mindestens einen Familienangehörigen verloren hatte und alle kannten sie die Symptome die der Counselor ihnen erklärt hatte.
Ich bewundere die Counselor die seit Monaten Tag für Tag diese Tragödien höre und nach wie vor hoch motiviert ihren Landsleuten zur Seite stehen. Ich höre diese Geschichten nur an einigen Tagen „gefiltert“ durch meine Übersetzerin.

Die Unterkünfte sind recht unterschiedlich. Meistens schlafe ich unterwegs in „Schlafsälen“ mit 4-8 Leuten von unserem einheimischen Staff, jeder nachts unter seinem Moskitonetz.
Beim Zurückkehren nach Labutta „genieße“ ich dann jedesmal den Luxus eines eigenen Zimmers und, seit heute, auch einer „richtigen“ Dusche – so eine mit Handdusche, nicht mit Wasserschüsseln die man sich drüberkippt.
Das Wetter ist erträglich. Nachdem es vergangene Woche recht stürmisch, regnerisch und eher kühl war (25°C!!) war es diese Woche sehr sonnig, nur gestern und heute kam mal ein Regenguß. Dafür war es warm (30°C). Der angenehmste Ort ist tatsächlich die Dusche mit einer regelmäßigem regelmäßigen Guß Wasser aus dem großen Becken. Oder in einem Haus das aus dem hier üblichen Palmen erbaut ist und durch das immer ein leichter Wind weht.

Freitag, 15. August 2008

endlich angekommen

Nach einer langen langen Reise bin ich nun endlich angekommen.
Begonnen hat sie am Donnerstag (7.8.) in München von wo aus ich über Zürich (die regulären Fluge waren alle gecancelt – nach Amsterdam geflogen bin. Dort gabs am Freitag viele Informationen bevor es Freitagabend über Bangkok nach Yangoon weiterging.
Samstag abend bin ich in Yangoon gelandet, die nächsten Tage vergingen mit Briefings im Büro von AZG (das ist Artens Zonder Grenzen, das holländische Ärzte ohne Grenzen) und mit der Übergabe durch meine „Vorgängerin“, die das Mental Health Projekt hier aufgebaut hat.
Vergangen Mittwoch gings dann in einer 12-Stunden-Fahrt bei zum Teil strömendem Regen von Yangon nach Labutta über Straßen die wir hier als Feldwege bezeichnen würden.
Mit zunehmender Nähe zu Labutta fiel dann vor allem auf daß die Bäume immer kürzer wurden: in der Höhe von 3-5m wurden alle größeren Bäume vom Zyklon gekappt. Außerdem wurden die Häuser (hier wird traditionell aus Palmwedeln gebaut) immer "blauer" durch die zur Schnellreparatur verwendeten Plastikplanen. Ansonsten hat die Natur das meiste schon wieder überwuchert. Auch Reis wird bereits wieder angebaut.
Ja und seit Donnerstag bin ich nun "drin" im Projekt und das gleich voll: nächsten Montag wirds ins Delta gehen und das muß organisiert werden.
Die Camps, in dem die Leute bisher gelebt haben sind großteils aufgelöst, die Menschen sind zurück in ihre Dörfer bzw. in von der Regierung aufgebauten neue Dörfer zurückgekehrt. Damit sind auch die Aktivitäten von AZG ins Delta verlagert worden.
Von Labutta aus werden im Moment drei Kliniken im Delta betreut die von Einheimischen (unter anderen jeweils 2-3 Counsellor und mehreren Community-Health-Workern vom Mental-Health-Projekt) betrieben werden. Mein Job wird es sein, diese Kliniken der Reihe nach mit dem Boot (Straßen gibt es außer der Verbindungs"straße" nach Yangoon nicht) abzufahren, den weiteren Bedarf zu überprüfen und die Counselor durch Rat und Tat zu unterstützen und den weiteren Handlungsbedarf zu überprüfen. Übernachten werde ich dabei in den Kliniken.
Ansonsten regnet es hier sehr viel (nun ja, Monsun halt) und die Menschen sind ausgesprochen freundlich und zuvorkommend. Allerdings ist hier in Labutta dank vorhandener Elektrizität der Geräuschpegel sehr hoch, an allen Ecken und Enden wird man mit (westlicher) Musik beschallt und viele Restaurants sind mit Fernsehern bestückt. Auch Karaoke ist hier sehr beliebt und man kann die entsprechenden Versuche vor allem abends genießen.
Ungewohnt ist hier auch der Bürobetrieb: pro Raum gibt es hier 4-5 Arbeitsplätze, die notwendigen Gespräche werden natürlich auch dort geführt und manche Mitarbeiter haben gerne Musik bei der Arbeit weshalb der eine oder andere Arbeitsplatz mit Ipods und Lautsprechern bestückt ist und auf der Straße fährt ein Fahrzeug mit Lautsprecher vorbei.
Aber ab Montag geht’s ins (stillere) Delta.
Das erstmal für heute, das Abendessen (Reis mit diversem oder Nudeln mit diversem, viel chinesische Küche) ruft.