Dienstag, 30. September 2008

es geht aufwärts

Den Menschen geht es inzwischen zunehmend besser, in den meisten Dörfern sind mitten im Wiederaufbau. Es gibt viele private Spender, gelegentlich auch mal eine Hilfsorganisation die Material liefert.
Wir hatten in den Camps schon begonnen mit den Menschen zu erarbeiten was im neuen Dorf schöner werden könnte und es gibt jetzt in den Dörfern auch Meetings indem die Menschen ihr „neues“ Dorf planen.
Auch eine Art Katastrophenschutz wird versucht: ich habe in einigen Dörfern Erdhügel gesehen die aufgeschüttet wurden oder hohe Gerüste auf die man sich vor der Flut retten könnte. Ich bin mir nicht sicher ob diese Konstruktionen wirklich standhalten würden, aber es gibt den Menschen ein Gefühl von Sicherheit.
Nichts desto trotz haben die meisten noch Angst wenn der Monsunregen beginnt. Das kann auch, selbst für mich ohne Nargis-Erfahrung beängstigend sein: es wird dunkel und dann kommen Sturzbäche vom Himmel die vom Wind – Stürme sind hier um die Zeit normal – waagrecht durch die Straßen getrieben werden.
Inzwischen sind sehr viele Hilfsorganisationen im Delta, aber die viele sind noch (Nargis war am 2. Mai) in der Planungsphase und bei manchen wird sich diese Planungsphase auch noch hinziehen.
Vergangene Woche war ich auf einer „Auszeit“ in Yangoon. Da wir alle eine 6-Tage-Woche haben, der Arbeitsvertrag jedoch auf 5 Tage ausgerichtet ist, müssen / dürfen wir alle 5 Wochen eine Woche frei nehmen. Und da ich am Freitag krank geworden bin (ein fieberhafter Infekt, bin aber schon wieder auf dem Weg der Besserung) werde ich den Aufenthalt in Yangon noch ein paar Tage verlängern müssen. Ich denke aber daß ich nächste Woche wieder ins Projekt zurück kann.
Die Betreuung hier ist sehr gut, ich bin in einem Haus gemeinsam mit einem sehr netten Ehepaar untergebracht. Es gibt in Yangon sogar eine ambulante Klinik mit internationalem Standard die alle notwendigen Labor- und sonstigen Untersuchungen machen können.

Montag, 15. September 2008

warm und wässrig

Erstmal vielen Dank für die vielen Antworten, ich freue mich immer über Grüße und Nachrichten aus der Heimat.
Entschuldigt bitte wenn ich nicht immer und nicht immer antworten kann, es ist viel zu tun und ich bin den Großteil der Woche ohne meinen Laptop (und vor allem ohne Internet) im Delta mit dem Boot unterwegs.
Eure Herbstschilderungen haben mir einen kühlen Hauch geschickt der recht angenehm ist - bei 32° (oder mehr, mein Thermometer hat seinen Geist aufgegeben und ist bei 32°C hängen geblieben) schwitzt man schon ganz schön, aber ich komme mit Hitze und Feuchtigkeit wesentlich besser zurecht als ich dachte. In Labutta stehe ich dann schon mal 3x täglich unter der Dusche, wenn wir mit dem Boot unterwegs sind kühlt der Fahrtwind und fürs Herumlaufen hab ich jetzt einen wunderschönen himmelblauen Regenschirm der mich vor Sonne, Regen und allem Unbilden beschützen wird gekauft.
Die vergangenen Wochen waren gemischt – vorletzte Woche schönes Wetter mit einem wunderbaren Sonnenuntergang, viele traurige Geschichten in den Dörfern und zum Schluß viel Regen: Freitag kam auf dem Weg zum Boot, etwa 200m davor, ein regelrechte Wasserfall vom Himmel, der, sobald wir sicher unter der Plane saßen, sofort aufhörte. Diese 200m durch den Regen reichten jedoch aus um vollständig durchnässt zu werden.
Mittwoch besuchten wir einige sehr stark betroffenen Dörfer im Süden. Die Menschen dort leben in der ständigen Angst vor einem neuen Zyklon. Sie erzählten uns wie schwierig es war, den Zyklon zu überleben: Sie sahen (oder erfuhren es selbst) wie der Sturm Müttern die Babies aus dem Arm riss und daß die Gewalt von Wind und Wasser es ihnen unmöglich gemacht hat anderen zu helfen und sie oft nur ihr eigenes Leben retten konnten. Wer den ersten Sturm überlebte starb im zweiten oder ertrank in der Flutwelle. Viele von den Überlebenden fühlen sich daher schuldig, im Gegensatz zu ihren Verwandten oder Freunden überlebt zu haben.
Aber die Möglichkeit über ihre Erfahrungen zu sprechen und auch die Tatsache, daß andere Menschen (manche sogar von weit her) kommen, um ihnen zu helfen und ihnen zu zuhören, hilft ihnen und die meisten berichten in der Folgesitzung, daß es ihnen schon deutlich besser geht.
Und das wiederum ist hilfreich für die Counsellors: zu sehen daß vermeintlich „kleine“ Interventionen (aufmerksames Zuhören, Informieren daß die Symptome normal nach einem solchen Ereignis sind, Hilfe beim Wiedererinnern an Dinge die vor Nargis geholfen haben) so schnell und effektiv helfen.
Diese Dörfer liegen schon direkt am Meer und für einige aus meinem Team war es das erste Mal im Leben das Meer zu sehen. Sie haben es sehr genossen, auch wenn wir kein „Strandwetter“ hatte und haben sich ein paar selbst gesammelte Muscheln als Souvenir mitgenommen.
Ich übrigens auch, ich habe eine halbe Auster, leider ohne Perle gefunden und mitgenommen.
Das sind dann so die Dinge die die Arbeit leichter machen – ohne gelegentlich etwas Spaß und schöne Momente zwischendurch wäre sie kaum durchführbar.
Seit gut einer Woche ist das Wette wieder schlechter geworden: es regnet und regnet und regnet... mal mit weniger, mal mit mehr Wind verbunden. Ich wusste gar nicht daß soviel Wasser auf einmal vom Himmel fallen kann: die Straßen verwandeln sich regelmäßig für einige Stunden in Bäche und Seen.
Diese Woche habe ich in Labutta verbracht da ich Donnerstag und Freitag für die Counsellor ein Training durchführte und dies vorbereiten musste.
Das Training fand zweisprachig statt, d.h. ich habe alles auf Englisch gehalten und meine Dolmetscherin hat auf Myanmar übersetzt. Das war eine neue Erfahrung für mich, da ich ähnlich Veranstaltungen bisher nur in Deutsch für Deutschsprachige durchgeführt habe. Es war sehr interessant, anstrengend und wir hatten auch viel Spaß miteinander was wieder eine guten Input für die nächsten Wochen gibt.