Mittwoch, 15. Oktober 2008

die letzten Tage

Vergangenen Donnerstag (09.10.) war ich endlich wieder soweit auf den Füßen dass ich zurück nach Labutta konnte. Was vom Infekt noch übrig war (und in Restbeständen ist) ist ein wunderschöner Ausschlag an Arme und Beinen: sie sind leuchtend rot mit weißen Flecken. Sieht aus wie eine Pizza Margarita mit Mozzarella-Stückchen, ist aber ein so klassisches Dengue-Exanthem dass einige Kollegen in Yangon sich mit Fotoapparat und großer Begeisterung darauf gestürzt haben um es für ihre medizinische Bildersammlung aufzunehmen.
Ja und hier bleibt mir jetzt leider nichts anderes mehr übrig als das Projekt abzuschließen, da wir am 15.10. alle Aktivitäten im Delta beenden und am 18.10. für die meisten (auch für mich) ein Platz im der Hubschrauber zurück nach Yangon gebucht ist. Nur unsere Logistiker und die Projekt-Koordinatorin bleiben noch bis Montag, um die Reste „aufzuräumen".
So sitze ich jetzt an meinem Schreibtisch und beschäftige mich mit Papierkram wie Abschlussbericht und Abschlussstatistiken.
In die Dörfer werde ich -leider, da bin ich sehr traurig drüber - nicht mehr kommen, z. Teil aus gesundheitlichen Gründen, z. Teil weil die Zeit dafür einfach nicht mehr da ist.
Vergangenen Samstag kam die burmesische Koordinatorin, (wir arbeiten in einem Dreier-Team, zwei einheimische Koordinatorinnen und ich) die im Moment die Counsellor im Feld betreut um mir ein Update zu geben was in meiner Abwesenheit gelaufen ist.
Ich hatte in einem Training vor 3 Wochen mit ihnen besprochen dass wir den Schwerpunkt von der individuellen Beratung etwas mehr auf die soziale Arbeit verlegen, das heißt mehr "Gemeindearbeit" machen. Die Idee dahinter war dass wir vermutlich ohne Nachfolger das Projekt beenden müssen und daher irgendwie eine Möglichkeit brauchen, wie die Menschen sich selbst helfen können. Nachdem eine gesunde Dorfgemeinschaft gut in der Lage ist einige Menschen mit psychischen Problemen mitzutragen und in gewachsenen Dorfstrukturen, mit denen wir es hier ja zu tun haben, auch immer Ansprechpartner für Probleme existieren (traditionelle Heiler, ältere erfahrene Menschen) war bzw. ist es unser Ziel das alles zu reaktivieren.
Ein zweiter Punkt weswegen wir auch guten Gewissens die individuellen Gesprächen etwas reduzieren konnten war, das die Symptome, die direkt mit dem Trauma zusammenhingen wie Alpträume, Schlafstörungen und Flashbacks deutlich zurückgegangen sind und mehr die alltäglichen Probleme und die Zukunftssogen (in den meisten Dörfern konnte bez. nicht genug Wasser für die Trockenzeit gesammelt werden da es insgesamt wenig geregnet hat und die Menschen auch erst recht spät in die Dörfer zurück kamen) in den Vordergrund gerückt sind.
Mein Team hat jetzt in den Dörfern Jugend- und Frauengruppen initiiert, sie haben den Jugendlichen geholfen Sportplätze zu schaffen, auf denen diese Abends Volleyball bzw. Chin Lone, eine einheimische Ballsportart spielen können. Außerdem haben sie den Frauengruppen geholfen das Lichterfest, das die Tage stattfinden und das das Ende der Monsunzeit feiert - ist ein bisschen so wie bei uns Weihnachten, nur bei 30 Grad Außentemperatur - vorzubereiten. Auch haben sie kleine Frauengruppen organisiert die sich um die verwitweten (vor allem Männer) kümmern und ich hoffe das es dadurch gelingt die Männer wieder aus den Bierhallen (in denen entgegen dem Namen überwiegend Hochprozentiges ausgeschenkt wird – das ist hier nämlich deutlich billiger) herausbekommen.
Inzwischen deutet sich, weit entfernt am Horizont aber dennoch – die Möglichkeit ab das eine andere Organisation in der von uns betreuten Region ein psycho-soziales Projekt beginnt. Allerdings ist nicht ganz klar wann, und ich werde die Übergabe vermutlich erst in Yangon besprechen können. Aber wenn es klappen würde wäre das wunderbar.

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